Sind Heilkräuter nur positiv?
Die bekannteste Aussage von Paracelsus trifft den Nagel auf den Kopf und kann getrost als allgemeingültige Faustregel betrachtet werden:
„Alle Ding' sind Gift und nichts ohn' Gift; allein die Dosis macht,
das ein Ding kein Gift ist."
Selbst das lebenswichtige Wasser kann giftig sein, wenn man es übertreibt. Wenn man in kurzer Zeit 20 Liter Wasser trinkt, ohne ausreichend Salz hinzuzufügen, stirbt man einen unangenehmen Tod an Wasservergiftung.
Unter diesem Gesichtspunkt muss man also auch die Wirkungsweise der Heilpflanzen betrachten.
Wesentliche heilwirksamen Inhaltsstoffe der Pflanzen
Ätherische Öle
Diese Öle sind leicht flüchtig und verschwinden bei Verdunstung vollständig. Sie wirken desinfizierend, krampflösend, schleimlösend, entzündungshemmend, harntreibend.
Typische Kräuter: Thymian, Salbei, Lavendel, Fichte, Arnika, Baldrian, Kamille, Melisse, Rosmarin
Gerbstoffe
Sie ziehen Schleimhäute und Gewebe zusammen. Dies hilft bei Geschwüren, Verbrennungen, Entzündungen und Halsentzündungen. Abhilfe auch bei Hautpilzen.
Typische Kräuter: Eichenrinde, Gundermann, Brombeerblätter, Frauenmantel, Hamamelisblätter, Jiaogulan und in vielen weiteren Wildkräutern, usw.
Bitterstoffe
Es wird der Speichelfluß , die Magensaft- und Gallensaftproduktion verdauungsfördernd angeregt. Die Geschmacks-qualität „bitter“ kommt durch die Erregung der Bitter-Rezeptoren der Mundschleimhaut zustande. Bitterstoffe sind hitzeempfindlich, darum sollte man sie nicht aufkochen, sondern als Aufguss oder Kaltansatz zubereiten.
Typische Kräuter: Enzian, Löwenzahn, Tausendgüldenkraut, Engelwurz, Hopfen, Schafgarbe, Gänseblümchen, Wegwarte
Schleimstoffe
Quellen im Wasser stark auf. Ihre Hauptwirkung die Reizlinderung. Der Schleim legt einen feinen schützenden Film um Schleimhäute. Entzündungen können schnell abklingen. Man kann damit einen Reizhusten, Halsschmerzen, Magen-Darmkatarrhen heilen.
Typische Kräuter: Huflattich, Spitzwegerich, Eibisch, Malve, Beinwell
Saponine
Saponine sind wasserlösliche Pflanzeninhaltsstoffe, die sich in Wasser seifenartig verhalten (sapo=Seife). Saponine können den zähen Schleim in den Atemwegen verflüssigen und wirken auswurffördernd und schleimlösend.
Typische Pflanzen: Seifenkraut, Ringelblume, Linde, Taubnessel, Thymian, und in Wildkräutern
Flavonoide
Flavonoide sind gelbe Farbstoffe. Sie wirken unterschiedlich. Einige wirken auf Herz, Kreislauf und Leber. Manche wirken harntreibend, gefäßerweiternd, blutdrucksenkend, und galleanregend.
Typische Kräuter: Hirtentäschel, Birkenblätter, Holunderblüten, Lindenblüten, Frauenmantel, usw.
Kieselsäure
Die Wirkung ist, Stärkung des Immunsystems, Beteiligung am Zellaufbau und Aktivierung des Zellstoffwechsels, Aufbau und Stärkung des Bindegewebes, Hemmung des Alterungsprozesses im Gewebe, desinfizierend, entzündungshemmend.
Typische Kräuter: Gräsern, Ackerschachtelhalm, Goldrute, Vogelmiere und Lungenkraut, usw.
Eine besondere Inhaltsstoffgruppe sind die Alkaloide
Alkaloide sind nahezu die wirksamsten Stoffe im Pflanzenreich.
Es handelt sich hierbei um spezifische Abbauprodukte der jeweiligen Pflanze.
Sie können stark heilsam bis hin zu tödlich giftig sein.
Manche Gruppen von Alkaloiden stehen auch im Ruf krebsfördernd zu sein bzw. eine leberschädigende Wirkung zu haben:
Pyrrolizidin-Alkaloide (auch als PA-Gifte bekannt.)
Die Pyrrolizidin-Alkaloide sind in einigen Pflanzen unterschiedlich konzentriert
Typische giftige Alkaloide sind: Eisenhut, Tollkirsche, Strychnin (Brechnuß)
Typische Genußmittel-Alkaloide: Koffein, Nikotin, Teein
Typische medizinische Alkaloide: Kodein, Morphin, Chelidonin
Kräuterkunde versus Phytotherapie
Kräuterheilkunde
In der Volksheilkunde werden Kräuter entsprechend der Erfahrungen der Vorfahren eingesetzt. Daher spricht man auch von Erfahrungsheilkunde.
Die Kräuterkundigen betrachten eine Heilpflanze als Ganzes mit der Summe ihrer Inhaltstoffe, ihrem Standort und ihrer Wuchsform.
Wenn Heilpflanzen vielen Generationen bei ihren Gesundheitsproblemen geholfen haben, gilt dies als ausreichender Hinweis für den Nutzen einer Heilpflanze.
Kräuterkundige untersuchen jedoch nicht detailliert die Wechselwirkungen der einzelnen Wirkstoffe miteinander, sondern vertrauen auf den natürlichen Sinn, der hinter einer Wirkstoffkombination in einer Heilpflanze steckt.
Phytotherapie
Man meint damit die Pharmaindustrie und die Schulmedizin.
Pharmazeuten betrachten Heilpflanzen als Behälter einzelner Wirkstoffe und bemühen sich, den jeweiligen Hauptwirkstoff zu isolieren und nach Möglichkeit einzeln zur Anwendung zu bringen. Der Rest der Pflanze gilt den meisten als überflüssiger Ballast.
Da sich Heilpflanzen jedoch kaum patentieren lassen, finden sich oft keine Geldgeber für die teuren Studien.
Daher fehlt für viele bekannte Heilpflanzen der wissenschaftliche Nachweis ihrer Wirkung
Heilkräuter versus Medikamente
Beide, Heilkräuter und Medikamente, haben ihre Berechtigung.
Medikamente sind exakt auf ein Leidensmuster ausgelegt. Mit Inhaltsstoffen nur für das entsprechende Problem.
Da alles im Körper vernetzt ist und die beteiligten Organe nicht bedient werden, können Nebenwirkungen auftreten. Ein Medikament muß heute schnell wirken.
Pflanzliche Arzneimittel sind natürliche Vielstoffgemische.
Die Kombination der verschiedenen Stoffe bedingt die Wirkung.
Heilkräuter sind breitbandig angelegt und brauchen etwas Zeit um vollständig zur Wirkung zu kommen.
Durch die gleichzeitige Versorgung der vernetzten Organe können daher weniger Nebenwirkungen auftreten
Kräuterverunglimpfung am Beispiel Pyrrolizidinalalkaloide
Ende der 1980er Jahren begann eine Kampagne, die alle Heilpflanzen, die Pyrrolizidin-alkaloide (PA-Gifte) enthalten, als giftig abstempeln wollte.
Pyrrolizidinalkaloide sind in zahlreichen Pflanzen der Familien Korbblütler, Rauhblatt-gewächse und Hülsenfrüchtler enthalten.
Dazu gehören so bekannte, traditionelle Heilpflanzen wie Huflattich, Beinwell, Borretsch, Pestwurz, Wasserdost
Viele Menschen glauben zwischenzeitlich, dass alle Pflanzen, auch mitgeringsten Mengen von Pyrrolizidinalkaloide, egal welcher Art, gefährlich giftig und krebsfördernd sind.
Kräuterkundige und Buchautoren werden bedrängt, bis sie entsprechende Warnungen in ihre Publikationen aufnehmen.
So gelangt die fehlerhafte Information, dass Huflattich, Beinwell und generell alle pyrrolizidinalkaloid-haltigen Heilpflanzen giftig sind. Diese Falschinformation wird im Laufe der Jahre zu einem festen Bestandteil des Allgemeinwissens
Nachweis der Giftigkeit durch Zwangsernährung
Zur Untermauerung der Schädlichkeits-Vorwürfe gab es Tierversuche mit Ratten.
Die Ratten wurden mit Futter gefüttert, das 4% bis 32% Huflattich enthielt. Die Ratten verweigerten das Futter ab 15% Huflattichanteil, daher wurde ihnen das Futter zwangsweise verabreicht.
Man kann also sehr einfach eine Heilpflanze oder ein Genussmittel in Misskredit bringen, indem man einfach Versuchstiere damit zwangsfüttert.
Allein der Stress durch Zwangsernährung kann schon krebsfördernd wirken.
Wenn die schädigende Wirkung nicht drastisch genug ist, wird häufig die zu verteufelnde Substanz chemisch isoliert und den Versuchstieren hochdosiert gespritzt.
So wundert es nicht, dass die Versuchratten nach längerer Huflattich-Zwangsfütterung krank wurden, sie bekamen Leberkrebs.
Selbst bei Zwangsernährung mit Kaffee, Bier, Kochsalz und dergleichen kann man sich als Tester sicher sein, dass es zu Gesundheitsproblemen kommt.
Heilkräuter mit geringen Pyrrolizidinalkaloide
Pestwurz |
Inhaltsstoffe: Ätherische Öle, Petasin, Schleim, Polyphenole, Alkaloide, Pyrrolizidinalkaloide, Beta-Sitosterol, usw. |
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Beinwell |
Inhaltsstoffe: Allantoin, Gerbstoff, Schleim, Asparagin, ätherisches Öl, Flavonoide, Harz, Kieselsäure, Pyrrolizidinalkaloide, Stigmasterol, usw. |
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Wasserdost |
Inhaltsstoffe: Eupatorin, Bitterstoffglykosid, Harz, Gerbstoffe, ätherisches Öl, Pyrrolizidinalkaloide, usw. |
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Huflattich |
Inhaltsstoffe: Schleim, Bitterstoffe, Gerbstoff, Gerbsäure, Hyperin, Inulin, Mineralstoffe, Pyrrolizidinalkaloide, Salpeter, Saponine, Zink, usw. |
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Borretsch |
Inhaltsstoffe: Schleim, Alantoin, Alkaloid, Pyrrolizidinalkaloide, Flavonoide, Gerbstoff, Gerbsäure, Saponine, usw. |
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Heilkräuter nur zeitbegrenzt einsetzen
Man müsste nahezu sämtliche Pflanzen mindestens als leicht giftig betrachten, wenn man davon ausgeht, dass sich jemand über einen längeren Zeitraum aussschliesslich davon ernährt
Kamille |
Inhaltsstoffe: Ätherisches Öl, Azulen, Flavone, Gerbstoff, Gerbsäure, Salicylate, Salizylsäure, Schwefel, Thujon, usw. Kamille wirkt austrocknend auf die Haut. Das ist nicht nur eine Nebenwirkung, sondern auch Teil der erwünschten Wirkung, denn sie trocknet auch nässende Ekzeme aus. |
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Inhaltsstoffe: Hypericin, Hyperforin, Flavonoide, Gerbstoffe, äther. Öl, Harz, Violaxanthin, Beta-Sitosterol, Phytosterole, usw. |
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Pfefferminze |
Inhaltsstoffe: ätherische Öle (u.a. Menthol), Gerbstoffe, Bitterstoffe, Flavonoide, Enzyme, Valeriansäure, usw. |
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Heilkräuter mit hohen Pyrrolizidinalkaloide
Jakobs-Greiskraut |
Inhaltsstoffe: ätherische Öle, Erucifolin, Flavanoide, Germacren D, Jacobin, Pyrrolizidinalkaloide, Senecionin, usw. |
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Fuchskreuz-kraut |
Inhaltsstoffe: Pyrrolizidinalkaloide, Senecionin, usw. |
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Hundzunge |
Inhaltsstoffe: Pyrrolizidinalkaloide, Heliosupin, Cynoglossin, Consolidin, usw. |
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Eisenhut |
Inhaltsstoffe: Alkaloid-Aconitin, andere Alkaloide, Napellin |
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Fingerhut |
Inhaltsstoffe: Digitalis-Glykoside, Digitoxin, Herzaktivierende Glykoside, Acetylcholin, Cholin, Gallussäure, Gitaloxigenin, Gitoxin, Inositol, usw. Trotz seiner starken Giftigkeit werden die Wirkstoffe des Fingerhutes weltweit von Ärzten gegen Herzschwäche verordnet, denn die Digitalisglykoside gelten als die besten herzstärkenden Mittel. |
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Tollkirsche |
Inhaltsstoffe: Atropin, Hyoscyamin, Scopolamin (alles Alkaloide) |
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Brechnuß |
Inhaltsstoffe: Strychnin, Brucin, mehrere Alkaloide und Glykoside |
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Zaunrübe |
Inhaltsstoffe: Alkaloide, Bittere Glykoside, Bryonin, Bryonicin, Bitterstoff, Gerbstoff, Triterpene, Saponine |
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